Jahr für Jahr prägen sie Ende Juni für ein paar Tage das Straßenbild: die jungen Leute mit besonderen Mützen. Es sind die Abiturienten, die soeben ihre Abschlussprüfung beendet und mit der letzten Prüfungsnote eine Studentenmütze vom Lehrer überreicht bekommen haben.
Nach der letzten Prüfung findet vormittags eine große Abschlussfeier in der Schule mit der gesamten Familie und der Lehrerschaft statt. Und anschließend begibt man sich auf die berühmte Studentenfahrt…
Weilt man in der Zeit gerade in Dänemark, so sieht man viele offene Laster, die mit Buchenzweigen, der dänischen Flagge, Blumen sowie einem Banner mit lustigen Sprüchen und der Angabe des Schuljahrgangs geschmückt sind. Die Laster werden von Schülern aus de m Jahrgang darunter geschmückt. Und damit fahren die Abiturienten zu den Eltern, die zu Hause mit Speis und Trank warten. Es kann schon recht laut und feuchtfröhlich werden, aber die lärmenden und johlenden jungen Leute werden wohlwollend angesehen und allgemein akzeptiert, schließlich haben sie ja allen Grund zu feiern.
Diese Fahrt wird von einigen Wissenschaftlern als ein Übergangsritual angesehen, in der die jungen Leute das Erwachsenenalter erreichen und damit der Fruchtbarkeit huldigen – symbolisiert durch die Buchenzweige (lesen Sie mehr zur Bedeutung der Buchenzweige in meinem Blogbeitrag Die dänische Fastnachtrute). Die rot-weißen Farben auf dem Laster repräsentieren die Farben der Flagge Dänemarks.
Die Mütze wird wie gesagt vom Lehrer nach der letzten Prüfung überreicht. Die Abiturienten tragen ihre Mützen meist nur wenige Tage. Und da Ende Juni Sommerwende ist, werden sie von ihnen auch oft zur Mittsommerwendefeier (in Dänemark Sankt Hans) getragen.
Die Mütze ist in Dänemark eine relativ „neue“ Tradition, die erst seit Mitte des 18. Jh. besteht. In Deutschland beispielsweise sind die Mützen viel älteren Ursprungs, sie sind ein Merkmal von Studentenverbindungen, Farbe und Form haben nicht wie in Dänemark mit dem Schulabschluss zu tun. Die dänische Mütze war ursprünglich schwarz mit einem weißen, seidenen Band und nur denjenigen mit Gymnasialabschluss vorbehalten, was damals selten vorkam. Erst spät im 19. Jh. wurde die schwarze Mütze durch die heute allgemein bekannte weiß-bordeauxrote Mütze ersetzt, die mit einer Kokarde und (Dannebrogs-)Kreuz verziert ist. Außerdem wird die Mütze heute nicht nur von Abiturienten getragen, so hat seit den 1980igern jeder höhere Schulabschluss seine eigene Mütze mit eigener Farbe und Kokarde.
Die Abiturientenfahrt mit meiner Klasse habe ich noch gut in Erinnerung. Wir wohnten fast alle auf dem Land, in einem Radius von 15 km um das Gymnasium. Wir hatten einen langen Tag vor uns, schließlich wollten uns alle Eltern bei sich zu Hause begrüßen. Am Ende wurde es ein schöner Tag, an dem wir ausgelassen gefeiert haben und den wir dann etwas ruhig haben ausklingen lassen.
Bildnachweis: https://www.bt.dk/krimi/studenterkoersel-gaar-helt-galt-ung-mand-ramt-i-hovedet-af-bro, https://da.wikipedia.org/wiki/Studenterhue
Quelle: http://denstoredanske.dk/Livsstil,_sport_og_fritid/Bekl%C3%A6dning_og_stil/Hatte_og_anden_hovedbekl%C3%A6dning/studenterhue, https://videnskab.dk/kultur-samfund/studenter-fester-nationen, https://de.wikipedia.org/wiki/Studentenm%C3%BCtze